Die Metall- und Elektro-Unternehmen spüren die Folgen des Kriegs stark: fehlende Teile und Rohstoffe, explodierende Preise auch für Energie. Unternehmen wie Audi und Heidelberger Druck reagieren mit Solidarität für die Ukraine. Und stehen gleichzeitig vor einer ungewissen Zukunft.
Auch in den Betrieben der Metall- und Elektro-Industrie sorgt das Leid der Menschen in der Ukraine für viel Solidarität und Hilfsbereitschaft – von Schweigeminuten in gesamten Betrieben bis zu Spendensammlungen. Doch der Krieg hat für die Unternehmen auch schwere Folgen.
Audi hilft Zulieferern beim Aufbau von Doppelstandorten
Beispiel Audi am Standort Neckarsulm mit mehr als 15.000 Beschäftigten: „Unsere Produktion ist nach wie vor von Einschränkungen betroffen, die durch den Ukraine-Krieg, den Halbleiterengpass sowie Auswirkungen der Corona-Pandemie – wie zuletzt Lockdowns in China – ausgelöst werden“, berichtet eine Sprecherin. Auch weiterhin seien zeitweise Anpassungen der Produktion nicht auszuschließen. Bei den bisherigen Produktionsstopps fehlten wichtige Zulieferteile aus der Ukraine, vor allem Kabelbäume.
Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie hat das Unternehmen einen Krisenstab einberufen, um die Versorgung abzusichern. Dieser Krisenstab hat auch in den vergangenen Monaten erfolgreich gearbeitet: „Im Falle der Zulieferer aus der Ukraine ist es so, dass wir Werkzeuge, Anlagen und Maschinen aus den ukrainischen Fabriken unserer Zulieferer an anderer Stelle neu aufbauen. Wir duplizieren die vorhandene Kapazität vor allem in anderen europäischen Ländern“, so die Unternehmenssprecherin. Auch nach Kriegsende ist es Audi wichtig, zu den Partnern in der Ukraine zu stehen. „Es ist bewundernswert, wie ukrainische Zulieferer unter hohem Risiko arbeiten und rund die Hälfte der Produktion gewährleisten können. Wir werden – auch nach der kurzzeitigen Duplizierung auf Produktionsstätten in anderen Ländern – langfristig weiter mit ihnen zusammenarbeiten.“ Erste Lieferungen aus den Doppelstandorten sind unterdessen angekommen.
Die Energiekosten sind die größte Herausforderung – nicht erst seit dem Krieg
Die Suche nach alternativen Versorgungsmöglichkeiten beschäftigt auch die Krisenstäbe anderer Betriebe: 7 Prozent der M+E-Unternehmen Baden-Württembergs beziehen industrielle Vorprodukte aus der Ukraine. Das ergab eine Umfrage des Arbeitgeberverbands Südwestmetall unter 400 Unternehmen. Der Krieg stellt die Branche auch vor weitere gravierende Probleme. 65 Prozent etwa rechnen mit Umsatzrückgängen, 72 Prozent mit teureren Rohstoffen. Die größte Belastung aber sind die explodierenden Energiekosten: Sie bereiten 85 Prozent der befragten Unternehmen Sorgen. Laut Statistischem Bundesamt lagen die Preise bereits Ende 2021 im Schnitt um 69 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Das bringt Betriebe in ganz Deutschland in Not.
Probleme in den Lieferketten belasten Maschinenbauer
Auch am Maschinenbau gehen die Ereignisse nicht spurlos vorüber. Heidelberger Druckmaschinen etwa bemerkt sie vor allem in Form von Anspannungen bei der Materialversorgung. Pressesprecher Thomas Fichtl: „Die Entwicklungen in der Ukraine beobachten wir mit großer Sorge, vor allem aus humanitärer Sicht. An alle Sanktionen und gesetzlichen Vorgaben werden wir uns selbstverständlich halten. Aber man muss sich auch die Frage stellen, was das für die Rohstoff- und Energiepreise und mögliche Engpässe in Zukunft bedeutet.“
Foto: AUDI