Wie vier D‘s die Industrie wandeln

Der Industrie stehen durch Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografie Umbrüche bevor. Dazu kommt die Gefahr einer De-Globalisierung. Lesen Sie, welche Herausforderungen und Chancen das bedeutet.

Die Industrie steht durch Digitalisierung, Dekarbonisierung, den demografischen Wandel und De-Globalisierung vor großen Umbrüchen. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt auf Grundlage von Befragungen in Unternehmen der Industrie und industrienahen Dienstleistungen, welche Herausforderungen und Chancen bestehen.

Zwei Drittel der Befragten schätzen Digitalisierung in den kommenden fünf Jahren als wichtig für ihr Unternehmen ein.
Zwei Drittel der Befragten schätzen Digitalisierung in den kommenden fünf Jahren als wichtig für ihr Unternehmen ein.

Nach dem Thema Fachkräftesicherung ist Digitalisierung laut Befragung damit das zweitwichtigste Zukunftsthema. Nur 6 Prozent sehen sich nicht vom digitalen Wandel betroffen. Allein seit 2012 stieg die Zahl der IT-Expertinnen und Experten am deutschen Arbeitsmarkt um 92 Prozent. Großes Potenzial bietet vor allem der B2B-Bereich zwischen Unternehmen. Doch noch stehen Unternehmen vor Hürden: Einerseits fehlen am Arbeitsmarkt aktuell Fachkräfte, um digitale Veränderungen umzusetzen, andererseits fällt es Unternehmen schwer, den Nutzen datengetriebener Geschäftsmodelle bewerten zu können. Die Stärkung von Bildung, Forschung und Entwicklung sehen die Unternehmen deshalb als wichtigste Aufgabe für die Politik und gleichzeitig als größte eigene Herausforderung.

72 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass sie ihr Geschäftsmodell erfolgreich an die Konsequenzen des European Green Deals* anpassen können.

Die verschärften Ziele CO2-Reduktionsziele können von der Industrie meist nur durch einen Wechsel der Produktionstechnologie erreicht werden, im Verkehrssektor mit dem Wechsel des Energieträgers – beispielsweise durch E-Fahrzeuge. Mit steigenden Kosten fossiler Brennstoffe könnten CO2-intensive Produkte künftig nicht mehr wettbewerbsfähig sein, etwa in der Metallindustrie. Mit dem Umstieg auf klimafreundliche Technologien wird die Bedeutung von Green Skills der Unternehmensführung und Belegschaft zunehmen. Gleichzeitig rechnen Befragte im Maschinen- und Fahrzeugbau, in der Elektroindustrie sowie der Energie-, Wasserversorgung und Entsorgung mit neuen Absatzmöglichkeiten durch den Green Deal. Auch hier werden deshalb Fachkräfte mit neuen Kompetenzen oder Berufen gebraucht werden.

* Mit dem europäischen Grünen Deal will die EU-Kommission nach eigenem Bekunden den Übergang zu einer Wirtschaft schaffen, die bis 2050 keine Netto-Treibhausgase mehr ausstößt.

68 Prozent halten die Fachkräftesicherung angesichts der Transformation in den kommenden fünf Jahren für wichtig oder sehr wichtig.
68 Prozent halten die Fachkräftesicherung angesichts der Transformation in den kommenden fünf Jahren für wichtig oder sehr wichtig.

Durch den demografischen Wandel wird es bis 2040 voraussichtlich 8,8 Prozent weniger Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt geben als 2020**. Der für Innovationen und damit für die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen besonders wichtige MINT-Bereich ist beispielhaft für den Fachkräftebedarf, der sich durch die demographische Entwicklung verschärft. Weder das Angebot an MINT-Akademikern noch an -Facharbeitern wird ausreichen, um hier Neurentner zu ersetzen oder den zusätzlichen Bedarf zu decken. Neben der Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte und der Stärkung von F&E sehen die Unternehmen Investitionen in Bildung auch hier als Voraussetzung für die Transformation.


** Annahme: Nettozuwanderung von 206.000 Menschen pro Jahr und leichte Erhöhung der Erwerbsquoten.

28 Prozent aller Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten sehen sich durch Protektionismus in den nächsten Jahren stark betroffen.
28 Prozent aller Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten sehen sich durch Protektionismus in den nächsten Jahren stark betroffen.

Die deutsche Wirtschaft setzt im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften stark auf den Export. Damit ist sie Risiken ausgesetzt, auf die sie wenig Einfluss hat. Protektionistische Entscheidungen treffen besonders exportstarke Branchen wie die Metallindustrie oder den Maschinenbau. Neben protektionistischen Gefahren hat die zunehmende Konkurrenz durch chinesische Firmen einen ähnlichen Einfluss auf deutsche Unternehmen und ihre Beschäftigten. Daher wünschen sich die meisten eine robustere Handels- und Investitionspolitik gegenüber China. Vor allem sollte sie die Bekämpfung von Wettbewerbsverzerrungen überprüfen und erweitern, eine größere Gegenseitigkeit bei Marktöffnungen anstreben und den forcierten Technologietransfer durch China verhindern.

Quelle: Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft