Ressourcen schonen: In vielen Unternehmen ist das Teil des Geschäftsmodells. Zum Beispiel beim Wasseraufbereitungsspezialisten EnviroChemie: Das Roßdorfer Unternehmen macht Reststoffe aus Abwasser zu Energieträgern für Biogasanlagen – und trägt so zum Kampf gegen den Klimawandel bei. Um die Herausforderungen der Zukunft anzugehen, so Geschäftsführer Jörg Krause im Interview, braucht es vor allem Expertenwissen der Menschen und die Intelligenz neuer Technologie.
Herr Dr. Krause, was ist für Sie das Besondere an Wasser?
Wasser ist und bleibt die Basis unseres Lebens. Der Klimawandel hat dieses kostbare Gut mehr in den Fokus gerückt. Immer mehr Menschen begreifen, dass es eine wichtige, wertvolle Ressource ist, die aber an ihre Grenzen kommt. Deshalb muss man sorgsam damit umgehen. Unser Antrieb ist, dass sauberes Wasser auch in Zukunft für Menschen und für die Produktion zur Verfügung steht.
Und wie machen Sie das?
Indem wir Betrieben dabei helfen, mit Wasser sorgsam umzugehen. Mit der Wasseraufbereitung sorgen wir dafür, dass in die Produktion zugeführtes Frischwasser keine unerwünschten Stoffe enthält. In der Produktion kann man dann gebrauchtes Prozesswasser reinigen und zum Schluss das komplette Abwasser. Die Additive für die Reinigung entwickeln wir selbst, individuell abgestimmt auf die Anlagen. Getestet und optimiert in unserem Technikum, in dem auch die Versuchsanlagen laufen.

Also müssen Sie sehr tief einsteigen in die Prozesse der Kunden?
Ja. Je besser wir die einzelnen Produktionsprozesse verstehen, umso bessere Lösungen können wir gestalten. Abwasser variiert extrem. In einer Käserei für Mozzarella ist es schon anders als bei Edamer. Auch Schokostückchen im Fruchtjoghurt bedeuten einen anderen Aufwand bei der Reinigung als ohne, durch die zusätzlichen Fette aus der Schokolade.
Je effektiver wir das Wassermanagement bereits im Produktionsprozess gestalten, umso weniger Aufwand muss ich am Schluss beim Abwasser betreiben und umso weniger Restschlamm fällt zur Entsorgung an. Übrigens schauen wir uns auch alle Reststoffprodukte an, die in den Prozessen entstehen. Die in Käsereien anfallende überschüssige Molke kann man zum Beispiel gut als Energieträger in Biogasanlagen verwenden, statt sie teuer zu entsorgen. Die Nutzung des hierüber gewonnenen Biogases spart Primärenergie wie Gas oder Öl, verkleinert den CO2-Fußabdruck und senkt die Betriebskosten.
Klingt nach spannenden Projekten …
Und es kommen jeden Tag neue dazu. Durch unser Know-how sind wir bei vielen Projekten dabei, übrigens auch beim Neubau einer Autofabrik sowie für neue Produktionsstandorte zur Solarzellenfertigung, deren Namen wir leider nicht nennen dürfen. Wir unterstützen den Aufbau der Impfstoffproduktion, weil hier Reinstwasser gebraucht wird. Und mit einem großen deutschen Kartoffelchips-Hersteller arbeiten wir an einem kontinuierlichen Optimierungsprozess bei der Anlagenbetriebsführung. Der CO2- und der Wasser-Fußabdruck haben sich bereits deutlich verbessert.
Welche Rolle spielt Digitalisierung?
Sie hilft zum Beispiel, den Überblick zu behalten, erleichtert den Service und ist wichtig, um etwa die Behandlung des Wassers zu optimieren. Durch kontinuierliche Betrachtung von pH-Wert, Temperatur, Sauerstoffgehalt und mehr kann man Wasserchemikalien schonender einsetzen und eine Anlage leichter optimieren. Dafür haben wir eine eigene Plattform entwickelt. Die Herausforderungen für die Zukunft sind enorm. Aber ich bin überzeugt: Mit dem Expertenwissen der Menschen und der Intelligenz neuer Technologien werden wir sie meistern.
Fotos: aktiv/Gerd Scheffler