Die Elektromobilität verändert Deutschlands Autoindustrie grundlegend. Das Herz der Wirtschaft arbeitet schon jetzt an neuen Produktionsanlagen für E-Autos und deren Batterien – wie beispielsweise der Chemnitzer Maschinenbauer Starrag, ein Vorreiter in Sachen neue Mobilität. So wird garantiert, dass Deutschlands Schlüsselbranche auch in Zukunft im globalen Wettbewerb an der Spitze ist – und Millionen Arbeitsplätze in Deutschland gesichert werden.
Die Automobilindustrie steht unter Druck: Der Verbrennungsmotor scheint angesichts der Klimaziele für PKW vor dem nahen Aus zu stehen. Ablösen soll ihn nach Willen der Politik der Elektromotor. Um ihn flächendeckend auf die Straße zu bringen, sind die Autobauer auch auf Zulieferer wie den Chemnitzer Maschinenbauer Starrag angewiesen. Auf seinen Werkzeugmaschinen werden vor allem Gehäuse und Motorenteile für die Automobilindustrie hergestellt.
Im Interview erklärt der 37-jährige Produktmanager Jonny Lippmann, wie sein Team durch neue Bearbeitungslösungen Antworten auf die Massenproduktion von E-Autos entwickelt. Personalleiterin Simone Illing schafft dafür die nötigen Freiräume.
Herr Lippmann, Sie und Ihr Team entwickeln gerade den Prototypen für eine neue Generation von Werkzeugmaschinen, die in der Massenproduktion von Elektroautos eingesetzt werden sollen. Ist der E-Motor überhaupt schon so weit?
Lippmann: Die Kernabnehmer der Starrag Maschinen aus Chemnitz arbeiten zu einem großen Teil für die Automobilindustrie. Deren Hauptproblem ist es zurzeit, die E-Mobilität mit Produktion untersetzt zu bekommen. Unsere Kunden müssen in der Lage sein, die Massenproduktion erfüllen zu können, wenn die Nachfrage da ist. Auch wenn es vielleicht erst in fünf Jahren so weit ist, müssen sie sich schon heute darauf vorbereiten. Ob der Elektromotor dann mit dem heutigen Entwicklungsstand zum Einsatz kommt oder in ganz anderer Form, wissen wir nicht. Wir werden es aber auch nie erfahren, wenn wir unsere Kunden nicht schon jetzt begleiten und sehen, wo wir in fünf, zehn Jahren stehen. Der schlimmste Schritt ist der, den man nicht tut.
Was genau muss Ihre neue Werkzeugmaschine dafür können, wozu die alten Maschinen nicht in der Lage sind?
Lippmann: Wir sind Technologieführer im Bereich Getriebegehäuse. Unsere neuen Bearbeitungslösungen müssen in beiden Welten unterwegs sein: Sie müssen zur Welt des Verbrennungsmotors passen, in der immer noch die meisten unserer Kunden zuhause sind, aber auch zur New Fashion der Antriebstechnik. Das ist ein Spagat: Das Getriebegehäuse eines Verbrennungsmotors hat beispielsweise extrem viele Bohrungen. Hier muss die Maschine etwa durch hohe Spindeldrehzahlen und kurze Positionierzeiten für eine möglichst schnelle Bearbeitung optimiert werden. Beim Schritt zur E-Mobilität kommt es dagegen auf hochpräzise Bohrungen an. Der Elektromotor wird wie in eine Glocke in das Gehäuse eingeschoben und dort nur mit Hilfe weniger Bohrungen fixiert. Die müssen umso perfekter sitzen. Das heißt für unsere Maschine, dass wir einen anderen Werkzeughalter einsetzen müssen. So hat das Bohrwerkzeug eine hohe Steifigkeit und hält die geringen Toleranzen ein, die der Kunde uns vorschreibt.