Egal, ob über ein duales Studium oder eine Ausbildung: Das Herz der Wirtschaft begeistert junge Frauen mit zahlreichen Initiativen für technische Berufe, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. So schickt der Landmaschinenbauer Krone beispielsweise Botschafterinnen in Schulen. Mit ihrem Einsatz verringern die Unternehmen der Metall- und Elektro-Industrie auch die Lohnunterschiede in Deutschland. Denn in technischen Berufen gibt es generell höhere Löhne als in anderen Jobs.
Man muss schon genau hingucken. Grüner Overall vor grünem Riesen, vielleicht 1,60 Meter Auszubildende vor vier Metern und 450.000 Euro Feldhäcksler. Lisa-Carolin Finke wirkt ein wenig verloren in diesem Ambiente, den riesigen Hallen der Maschinenfabrik Bernard Krone im Emsland, wo ebenso riesige Landmaschinen entstehen.
Aber nur, bis sie den Mund aufmacht. Dann erzählt Finke von ihrer Leidenschaft, der Technik und den Maschinen, und das Klebesteinchen auf einem Schneidezahn blitzt: „Ich wollte nie was im Büro. Sondern immer was zum Anfassen.“ Gerade ist sie 21 geworden, sie hat heute eigentlich Geburtstag und frei, aber sie ist extra an ihre Ausbildungsstätte gekommen, um von einem nach wie vor recht seltenen Werdegang zu erzählen. Und auch davon, welchen Aufwand manche Unternehmen betreiben, um den Fachkräftenachwuchs zu locken.
M+E-Unternehmen werben bei Frauen für technische Jobs
Finke lernt Industriemechanikerin im zweiten Jahr, sie hat die vielleicht nötige Vorprägung mitgebracht: Der Vater lackiert Autos, er hat sie oft mitgenommen, in der Freizeit haben sie irgendwas getüftelt. In der Schule war die zierliche Frau dann „immer mit den Jungs zusammen“, was wohl heißt, dass sie sich mit Ponys und Glitzernagellack selten beschäftigt hat. Und hat irgendwann beschlossen, dass sie was Handfestes lernen will. Ganz systematisch erschließt Finke sich das Metier. Legt mehr Wert auf Naturwissenschaften – „Sprachen nicht so“. Ihre ersten zwei Prüfungsfächer im Abi sind Bio und Chemie, Physik gab es in der Oberstufe leider nicht, „dafür haben sich nicht genug Leute interessiert“.
Sie will Maschinenbau studieren, eine Restunsicherheit aber bleibt, und kein weibliches Vorbild könnte ihr irgendetwas raten: „Ich wusste es noch nicht so genau. Frauen sind da ja nicht so drin.“ Orientierungshilfe gibt schließlich die FH Osnabrück, ein halbes Jahr Unternehmenspraktikum für technisch interessierte Frauen. So kommt Finke erstmals zu Krone und ist begeistert von den gelbgrünen Maschinen, die hier in Spelle seit mehr als 100 Jahren entwickelt und montiert werden und Namen wie „Big X“ oder „Big M“ tragen. „Ich finde es interessant, was hier alles entsteht“, sagt Finke. „Und dann ist das alles so riesig, du stehst neben einem Rad und denkst ‚Mein Gott bin ich klein‘.“
Mädchen finden neue Herausforderungen
Als bislang erst fünfte Frau hat sie sich für eine gewerbliche Ausbildung in dem Traditionsunternehmen entschieden, in ihrer Berufsschulklasse und auch neulich bei der Zwischenprüfung war sie allein unter Männern. Finkes Ziel: ein duales Studium nach der Lehre, Maschinenbau an der FH und in den Praxisphasen weiter in dem Betrieb arbeiten, den sie dann schon so gut kennt. Das gibt ihr einen Wissensvorsprung – und der Arbeitgeber kann Finke ohne Einarbeitung auch für anspruchsvolle Aufgaben einsetzen. Und nach Ende des Studiums? Gerne weiter bei Krone, am liebsten in der Entwicklung.