Die drei Gießanlagen der G. A. Röders in Soltau laufen nur noch in Teilzeit. Drei Wochen unter Volllast an 24 Stunden pro Tag, eine Woche Pause. So sieht der Ablauf zumindest vorübergehend aus. Der Grund: Die Aluminiumgießerei will die Produktion aufrechterhalten und gleichzeitig den Gasverbrauch deutlich senken.
Hohe Gasrechnung: Die Kosten haben sich schon jetzt verdoppelt
Geschäftsführer Gerd Röders hofft, so die aktuelle Gaskrise zu überstehen. Das Modell sei verkraftbar, weil man aufgrund der gestörten Lieferketten nicht ausgelastet ist. Das Familienunternehmen beschäftigt rund 500 Mitarbeiter in Deutschland und Tschechien. Sie produzieren Teile für die Automobil- und Luftfahrt-Industrie sowie den Maschinenbau. „Die Aufträge reichen nicht aus, um die Anlagen kontinuierlich auf einem hohen Level zu halten”, sagt Röders. „ Wenn wir sie abends abschalten und abkühlen lassen und morgens wieder anheizen, kostet das wahnsinnig viel Geld.“
Aktuell ist es für ihn günstiger, sie an drei Wochen komplett rund um die Uhr dreischichtig laufen zu lassen und dann die Anlagen in der vierten Woche auszuschalten. Röders hat es durchgerechnet: „Unsere Gasrechnung ist für dieses Jahr schon mehr als doppelt so hoch.“ Für das kommende Jahr muss er mit seinem Energieversorger neue Konditionen aushandeln. Gut möglich, dass sich die Kosten verdreifachen oder vervierfachen werden. Hinzu kommen die Schichtzuschläge für die Mitarbeiter.
Für Röders ist Transparenz wichtig. Deshalb will er in Gesprächen mit den Kunden seine Preise und Kosten im Detail offenlegen. Schon lange ist es so, dass Verträge für Gießereien im Allgemeinen eine Klausel enthalten, die es ihnen ermöglicht, mehr zu berechnen, wenn die Metallkosten steigen. Aber für Energie gibt es eine solche Regelung nicht. Es mache keinen Sinn, Teile zu liefern, wenn er Geld drauflegen muss: „Auch unsere Kunden sind nicht daran interessiert, dass wir pleitegehen.“

Hoffen auf Wasserstoff
Die mehr als 200 Jahre alte Gießerei gilt in Deutschland als besonders innovativ. Sie will gemeinsam mit Partnern den ersten Tiegelschmelzofen für Aluminium entwickeln, der mit Wasserstoff betrieben wird. Außerdem plant der Geschäftsführer, auch andere Energieverbräuche und den C02-Fußabdruck mithilfe künstlicher Intelligenz zu optimieren. Zudem hat die TU Braunschweig eine Forschungsstelle bei Röders angesiedelt. „Wir sind vermutlich weit und breit die einzige Gießerei, die eine Außenstelle eines wissenschaftlichen Instituts im Unternehmen hat und so eng mit einer Uni zusammenarbeitet“, sagt der Geschäftsführer.
Heute ist er froh, mit der Entwicklung des neuen Wasserstoff-Ofens schon vor einigen Jahren begonnen zu haben. Jetzt beginnt es, sich zu rechnen. Doch der Weg ist lang, allein wegen der Genehmigungsprozesse. „Es ist gut, dass unser Landkreis eine Wasserstoff-Strategie entwickelt hat“, so Röders. Bei ihm im Haus ist eine Praktikantin, die ihre Masterarbeit der Frage widmet, wie die Kleinstadt Soltau mit ausreichend Wasserstoff versorgt werden kann.

Doch es komme auch auf die kleinen Dinge an, sagt der Chef. Wer mit ihm durch die Fertigung geht, glaubt gern, dass hier schon immer sparsam mit Energie umgegangen wurde. Das habe ihm schon sein Vater beigebracht, der abends im Büro Computer und in der Mittagspause in der Produktion Licht ausgeschaltet hatte, erzählt Röders. Für ihn würde es sich wie ein Rückschritt anfühlen, wenn die Firma auf den 30.000-Liter-Öltank zurückgreifen müsste, den sie vor Ort hat.